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Steuer-Verschwendung zum Ärger von Anwohnern mit fraglichem Nutzen
Anwohner der vom geplanten Tunnel-Bau betroffenen Gebiete – von der Kaiserswerther Str. bis zum Messegelände (mit einem zweiten U-Bahnhof Messe-Süd) – haben sich in einem Brief an OB Keller gewandt, um die Tunnel-Planungen für die U80 zu stoppen; sie beklagen die Gefährdung von Denkmälern, Landschafts-Schutzgebieten, Parks und Grundwasser, zudem werde das Stadtklima durch Fällung von mehreren hundert Bäumen nachteilig verändert.  Ihr Fazit:
„Vor dem Hintergrund des Zieles, nur eine zusätzliche Haltestelle ‚Messe-Süd‘ zu schaffen, verstoßen alle Planungsalternativen gegen das Gebot der Verhältnismäßigkeit!“
Es sei mit mind. 15-jähriger Bauzeit zu rechnen, eine Zumutung für alle Anlieger.
(Gute Recherche zu überflüssigen Tunnelplanungen in „Monitor„, 23.11.) Hier

Im Brief an den OB wird als umwelttaugliche Lösung der Verzicht auf einen zweiten Messe-Bahnhof (Süd) nahegelegt oder eine nördliche Verbindung über den Bahnhof Messe-Nord vorgeschlagen – bei Nutzung der bisherigen U-Bahnen zur Messe.

Zur Geschichte der Tunnel-Planung: Im April 2022 wurde die Verwaltung vom OVA beauftragt, eine Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bau der U80 durchzuführen. Schon in diesem Antrag wurde eine Tunnellösung empfohlen, und zwar für die Strecke vom neu zu bauenden U-Bahnhof Messe Süd bis über die Kaiserswerther Str. bis zum Kennedydamm (südlich vom Reeser Platz). Hauptbegründung ist die höhere Transportkapazität von U-Bahnen mit 4 (statt bisher 3) Wagen:
„Die zielführendste Variante für den Betrieb von 4-fach-Traktion ist eine Tunnel-Verlängerung mit einer Rampe südlich der Oberflächenhaltestelle Reeser Platz.“ (Beschlussvorlage OVA/047/2022) Die damalige (!) Kostenannahme geht von 716 Mio. € aus, da dürften aus heutiger Sicht Kosten von mehr als eine Mia. € entstehen.
Mit dem „Auftaktforum“ (23.5.23) begann die Öffentlichkeits-Beteiligung. ->Ergebnisse
Ein zweiter Online-Dialog fand statt vom 28.09. – 15.10.23, gedacht „als zusätzlicher Input für die dritte Werkstatt“ des Beteiligungsprozesses, dieser Termin war aber nur zur Verkündung der Planungs-Empfehlung gedacht:
„In einem digitalen Abschlussforum im späten Herbst 2023 wird die erarbeitete Empfehlung vorgestellt und an die Verwaltung der Landeshauptstadt Düsseldorf übergeben.“ (Stadt-Info)

Der so präsentierte Planungsstand geht von einer aufwändigen Tunnel-Lösung aus; dafür plant die Verwaltung eine „Maßnahme aus zwei wesentlichen Bausteinen“:
„1. Baustein: Streckenausbau Kaiserswerther Straße (Kennedydamm – Reeser Platz)
2. Baustein: Streckenneubau „Messeumfahrung“ (Reeser Platz – MERKUR-SPIEL-
ARENA/Messe Nord)
Beide Bausteine sind als Tunnelmaßnahme Bestandteil des ÖPNV-Bedarfsplans. Im Nahverkehrsplan 2017 der Stadt Düsseldorf sind die Maßnahmen ebenfalls verankert (Streckenneubau Kaiserswerther Straße ebenfalls als Tunnelmaßnahme) und finden sich auch im Zielnetz des gerade in der finalen Erarbeitungsphase befindlichen Mobilitätsplans D, dem strategischen Verkehrsentwicklungsplan der Landeshauptstadt Düsseldorf.
Der aktuelle Arbeitsstand des Mobilitätsplans D sieht eine Erhöhung des ÖPNV-Anteils im Modal Split von 21 Prozent im Jahr 2018 auf 24 Prozent im Jahr 2030 bzw. 28 Prozent im Jahr 2040 vor. Diese anspruchsvollen Ziele verstärken den Bedarf an attraktiven ÖPNV-Verbindungen zusätzlich und bedeuten zusätzliche Kapazitätsbedarfe auch und gerade auf dem Linienkorridor U78/U79/U80, der nicht nur durch eine steigende Nachfrage im Regelverkehr gekennzeichnet ist,
sondern zusätzliche Nachfragelasten auch im Veranstaltungsverkehr zur Messe/Arena zu bewältigen hat.“ ( Aus: „Bedarf_der_U80_neu“ -> Stadt-Info)

Was die Tunnel-Empfehlung anbetrifft, waren die beiden Bürgerdialoge offenbar Schaufenster-Veranstaltungen: Die Tunnel-Lösung – in den Dialogen als eine von zwei Alternativen dargestellt – war im Prinzip schon im April 2022 festgelegt, als die Organisierung der Bürgerdialoge im OVA beschlossen wurde.

Eine Baukosten-Planung wird aktuell nicht kommuniziert, dürfte aber deutlich über einer Mia. € liegen (s.o.). Da diese Baukosten zu 80 % vom Bund, „nur“ zu 10 % von der Stadt selbst, getragen werden müssen – hinter vorgehaltener Hand ein wichtiges Argument für die Tunnel-Lösung – dürfte die städtische Belastung weit über 100 Mio. € betragen – bei gleichzeitiger Plünderung der Zuschüsse des Bundes, der sich dies in der aktuellen Finanzkrise schwerlich wird gefallen lassen. Ist die Planung also schon jetzt zum Scheitern verurteilt? Das wäre zu begrüßen, was in dem Kommentar unseres Bündnismitglieds U. Schürfeld (Baumschutzgruppe) bekräftigt wird:
Es ist einfach irre, eine Milliarde Euro Steuergelder für etwas auszugeben, was nur eine U-Bahnhaltestelle zusätzlich ergibt, aber den ÖPNV nicht verbessern wird.
Denn es ist kein Platz für eine weitere U-Bahn in der Kaiserswerther Straße oder dem Freiligrathplatz. Diese Strecke und der Verkehrsknoten sind das Nadelöhr und nicht ein kreisrunder Tunnel, der von der Strecke kommt und zum Verkehrsknoten fährt.“