49 € sind zuviel bei zunehmender
Armut in Deutschland: Brauchten 2021 nur 15% ihr gesamtes Einkommen für die Lebenshaltung, so sind es nun etwa 60% (Monitor, ARD 6.10.22), 16,8 % aller Menschen (das sind 13,8 Mio.) gelten als arm, ein neuer
Höchststand für 2021; die Schere zwischen Arm und Reich lt.
Oxfam-Studie hat sich weiter vergrößert. Da war das
9-€-Ticket „ein wesentlicher Grund für den Rückgang der Teuerung ab Juni 2022“ (
Stat. Bundesamt, 09/22). Zudem erhöhte es die
ÖPNV-Nutzung (bis zu 57% mehr Bahnreisen, 20% Neukunden), und es entstand ein „deutlicher Verlagerungseffekt“ vom PKW auf die Bahn (
VDV). Nötig ist also ein ÖPNV-Ticket mit
maximal 29 € monatlich, wie in Berlin durch Zuschüsse geplant. Hierzu
Dies fordern die
Verbraucher-Zentralen, der
BUND und Greenpeace (belegt durch deren aufwändige
Vergleichs-Studie).

Da reichen die von Verkehrsminister Wissing, dem Plagegeist der Verkehrswende, in Aussicht gestellten 1,5 Mia. € (bei zusätzlichen 1,5 Mia von den Ländern) für ein 29 €-Anschlussticket nicht aus, er müsste schon dieselbe Summe wie für das
klimaschädliche und
ungerechte Dienstwagen-Privileg zur Verfügung stellen, nämlich 3,1 Mia., dann würden die benötigten 4 Mia. € zusammenkommen. (Übrigens beläuft sich die Summe der
Auto-Subventionen auf mind. 19 Mia.€.) Da 80 % aller Dienstwagen – die machten im letzten Jahr 2/3 aller Neuzulassungen aus – SUV’s sind, zahlen wir Anschaffung und Betrieb der meisten Luxus-Autos für die reicheren Leute mit – das ist
sozial ungerecht! Und auch Düsseldorfer Bürger fordern niedrigere Preise, „vor allem, wenn man über die Stadtgrenzen hinaus fährt oder mit Einzelfahrscheinen unterwegs ist“. (
Umfrage der RP 2019). Wenn man die über 300.000 Einpendler mit dem Auto
täglich – viele aus dem Kölner und Neußer Raum – zum Umstieg auf den ÖPNV motivieren will, muss das monatliche Ticket preiswert sein, und nicht einen großen Teil des Lohns verschlingen: So kostet das Monats-Abo für Fahrten zwischen D’dorf und Köln demnächst 251 € im Monat, die entsprechenden Kosten für’s Auto, das zudem „vor der Tür“ steht, dürften unter 30 % bleiben.

Aber Auto-Lindner (siehe „
Porschegate„), der die Fortführung des erfolgreichen 9 €-Tickets kategorisch ausbremste, und Wissing haben sich nun auf öffentlichen Druck hin zu einem
49 €-Ticket durchgerungen, lehnen aber weiter das geforderte 29 €-Ticket ab. Dagegen plant die Berliner Mobilitätssenatorin, für finanzschwache Menschen „das 49-Euro-Ticket zu einem deutlich geringeren Preis“ anzubieten (
taz, 14.10.22). Vielleicht ist – ausgehend vom 49€-Preis – über die Gelder für Job-Tickets eine
Reduzierung auf 34 € möglich, wenn die Arbeitgeber zustimmen.
Den Kritikern von günstigen Tickets aus FDP, CDU, VCD sowie dem Fahrgastverband Pro Bahn – Fernpendler zwischen Köln und Df seien ohnehin „oft Gutverdiener“ – sei gesagt: soziale Tickets und ÖPNV-Ausbau sind sinnvoll, dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. In Luxemburg z.B. gibt es einen kostenlosen ÖPNV und einen gewaltigen Ausbau des Schienenverkehrs. – Bankengeld? In Deutschland Geld aus der hoch subventionierten Auto-Industrie!
Die o.a. Greenpeace-Studie kommt zu folgenden Ergbnissen
- „Haushalte können zwischen 224 und 474 Euro pro Monat sparen – je nach Ticket, Haushaltsgröße und Art des gebrauchten Pkw, der ersetzt wird.
- Ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket oder ein Klimaticket [kann] mit ähnlicher Verlagerungswirkung 2 bis 6 Millionen Tonnen CO2 jährlich einsparen. Addiert man die Zahlen bis 2030, erhöht sich das CO2-Einsparpotenzial auf 15 bis 39 Millionen Tonnen – deutlich mehr, als alle vom Bundesverkehrsministerium im Sofortprogramm vorgeschlagenen Maßnahmen zusammen.
- Zur Finanzierung des zusätzlichen Bedarfs von 10 Milliarden Euro zur Verstetigung des 9-Euro-Tickets könnte der Abbau des Dienstwagenprivilegs mit einer Reform der Entfernungspauschale kombiniert werden.“
Die Forderung nach einem 365 €-Jahresticket, wie es etwa in Wien gilt und wie vom BUND und der Umwelthilfe vertreten, entspricht der monatlichen 29 € für ein Ticket, ist aber wegen der hohen Jahres-Summe sozial problematisch.
Zusammengefasst: Ein preisgünstiges ÖPNV-Ticket entlastet Haushalte mit niedrigem Einkommen, führt zu mehr Lebensqualität durch mehr regionale Mobilität, senkt die Armutsgefahr und damit auch Corona-Risiken (vgl. rki und AOK-Studie), fördert zudem den Umstieg vom Auto auf den Gemeinschaftsverkehr, besonders auch in Bezug auf die Auto-Pendler (300.000 allein in Df täglich) – also gut für die Verkehrswende und soziale Gerechtigkeit.